Warum Reue sinnlos ist
von Sayeda
Und man besser nach vorne schauen sollte

Wer bereut, lebt in der Vergangenheit
Kaum einer geht ohne Fehler oder Probleme durchs Leben. Wenn diese Phase vorbei ist, blicken allerdings viele voller Bedauern oder Groll in die Vergangenheit und hadern damit. So vieles hätten sie besser machen können oder müssen, oder wenn sie doch nur viel eher auf jemand anderen gehört hätten, oder auf eine bestimmte Sache eher aufmerksam geworden wären, dann stünden sie heute anders da. Sie wären, erfolgreicher, glücklicher, wohlhabender usw. Mit dieser Haltung verharren die Menschen im Vergangenen, geben dem Negativen so Energie und gehen nicht vorwärts. Ob das wirklich Sinn der Sache ist, erscheint sehr fraglich.
Betrachten wir diese Haltung etwas genauer. Möglicherweise wärst du tatsächlich heute in einer besseren Position, wenn du eher gefördert worden wärst, oder ein größeres Problem schneller gelöst hättest. Möglicherweise wärst du jetzt erfolgreicher, hättest eine bessere berufliche Position, ein besseres Gehalt. Möglicherweise hättest du einen wichtigen Freund nicht verloren. Möglicherweise…
Diese Liste ließe sich wahrscheinlich endlos fortsetzen. Jetzt frage dich: Selbst, wenn alles so eingetroffen wäre, wie du es dir vorstellst, wenn auch nur ein Detail anders ausgesehen hätte, was bringt dir dieser Glaube jetzt? Denn um nichts anderes handelt es sich, wenn du mit Vermutungen und Wunschvorstellungen in der Vergangenheit hantierst, um einen Glauben. Um nichts Fassbares also. Was für einen Sinn hat es also, an der Vergangenheit zu kleben und den fruchtlosen Versuch zu unternehmen, eine hypothetische, schönere Vergangenheit zu erschaffen? Was bringt es dir, darin Energie zu investieren? Nichts außer unnötiger Bitterkeit.
Wäre eine andere Vergangenheit möglich, wäre sie so eingetroffen
Gelingt es dir, diese Fragen unvoreingenommen zu beantworten, wirst du einsehen, dass es sich um ziemlich sinnloses Unterfangen handelt. Du kannst die Vergangenheit nicht ändern und es zu versuchen, bringt dich schlicht nicht weiter. Auch damit zu hadern ist alles andere als konstruktiv.
Im Grunde deines Herzens weißt du auch, dass die vergangenen Ereignisse nicht anders hätten eintreten können. In der jeweiligen betroffenen Situation hat dir schlicht die Fertigkeit oder das Wissen gefehlt, um souveräner handeln zu können. Die jetzt etwas zu starke Selbstkritik kommt von deinen gemachten Erfahrungen. Das ist zwar verständlich, dir selbst gegenüber ist das allerdings ungerecht. Unerfahrenheit ist schlicht ein Zustand, kein Fehler oder Makel. Es ist also nicht nur kontraproduktiv, sondern auch vollkommen unangemessen, so hart mit dir selbst ins Gericht zu gehen.
Nimm dir selbst den nötigen Raum und die Zeit und betrachte die in der Vergangenheit gemachten Erfahrungen mit möglichst viel Nachsicht. Behalte stets im Hinterkopf, dass dein vergangenes Selbst nicht so erfahren ist wie du. Sieh sie dir an, lasse sie dann vorbeiziehen und hake sie dann als gemachte Erfahrung ab. Das kannst du mit jedem Thema machen, bei dem du das Gefühl des Bedauerns verspürst. Es ist auch hilfreich, die Erlebnisse aufzuschreiben und anschließend zu verbrennen. Das ist sehr befreiend.
Bei all diesen Handlungen geht es schlicht darum, das vergangene loszulassen und nicht mehr in Reue zu verharren. Nur, wenn du dir selbst gestattest, abzuschließen, kannst du weiter gehen.
Man kann die Vergangenheit zwar nicht ändern, aber aus ihr lernen
Ein weiterer Fehler, den viele begehen ist die Identifikation mit ihrer Vergangenheit. Sie definieren sich allein durch die Erfahrungen in ihrer Vergangenheit. Sie hegen den Glaubenssatz: „Ich bin meine Vergangenheit.“ Dabei ist die Vergangenheit nur ein Teil der Summe, die die Persönlichkeit ausmacht. Sie setzt sich zusammen aus deinen gemachten Erfahrungen, deiner Haltung mit Herausforderungen und Problemen umzugehen, deinen in dir bereits vorhandenen Eigenschaften und den von dir erworbenen Fähigkeiten. Du bist also nicht deine Vergangenheit, sondern sie ist ein Teil von dir. Wohlgemerkt nur ein Teil. Dementsprechend sollte er also auch behandelt werden.
Sei dankbar für die Lektionen, die du erhalten kannst und ziehe die Konsequenzen daraus. Es ist absolut nicht nötig, dich kleiner zu machen, als du bist. Wäre es dir wirklich möglich gewesen, anders zu handeln, hättest du es mit Sicherheit auch getan.
Das bedeutet auch nicht, dass du eine Vergangenheit künftig ignorieren sollst. Nimm dankbar das erworbene Wissen an und nutze es als Werkzeug für die weiteren Prüfungen des Lebens. Niemand kann dir dieses Wissen mehr nehmen und du wirst nicht mehr so ausgeliefert sein wie früher. Du wirst die Lektionen schneller durchschauen und deshalb wahrscheinlich auch souveräner meistern.
Leben bedeutet handeln, nicht verharren
Bleibst du also weiter an deiner Vergangenheit kleben, bist du nicht nur ungerecht dir selbst gegenüber, sondern verharrst in einer Haltung, des Nicht-Handelns und lässt das Leben an dir vorbeiziehen. Ehe du dich versiehst, gehen die Jahre ins Land und du bereust es, so lange bereut zu haben. Ein Teufelskreis der Bitterkeit entsteht...
Du merkst also, es führt zu nichts, wenn du in Reue und Bedauern über die Vergangenheit verharrst. Sage dir selbst stattdessen: „Okay, es ist nun mal so passiert, das lässt sich nicht ändern. Dafür weiß ich ab jetzt, wie ich es besser machen kann!“
Nimm dir also vor, in Zukunft so zu handeln, wie du es in der Vergangenheit gerne getan hättest. Lasse dich erneut in den Fluss des Lebens ein und öffne dich für neue Chancen und Erfahrungen. Je öfter es dir gelingt, Abstand von deiner Vergangenheit zu nehmen und nach deinen Vorstellungen zu handeln, umso mehr wirst du spüren, dass deine Reue völlig unnötig ist und schließlich wird der Koffer, den du mit dir trägst, immer kleiner. Du wirst erkennen, dass du deiner Vergangenheit mehr Bedeutung gegeben hast, als nötig war und am Ende darüber lachen. Das sind doch mehr als triftige Gründe, mit dem Leben weiter zu machen.
Wann willst du also loslegen?
Sayeda