Wandel ist die einzige Gewissheit
von Sayeda
Oder: Veränderungen lassen sich nicht aufhalten

Leben ist Veränderung
Schon wenn wir auf die Welt kommen tragen wir bereits zur Veränderung bei. Betrachte dazu folgendes Beispiel: Deine Eltern waren vermutlich eine ganze Zeit allein, bevor deine Geburt sich durch die Schwangerschaft neun Monate vorher angekündigt hat. Allein bei dieser Entdeckung hat sich schon etwas für deren Leben verändert, weil sie nicht mehr nur zu zweit waren. Damit die Schwangerschaft möglichst problemlos verläuft und du gesund bleiben konntest, hat deine Mutter ihre Gewohnheiten ändern müssen und dein Vater in bestimmtem Maße sicher auch.
Zudem verändert sich die Welt um uns herum ständig auf mehreren Ebenen. Der Winter weicht unweigerlich dem Frühling, der wiederum zum Sommer übergeht und das in einem festen Zyklus. Tag und Nacht lösen sich ständig ab. Auch im Alltag begegnen uns genug Veränderungen. Irgendwann macht der Bäcker, bei dem wir morgens immer eingekauft haben, plötzlich zu und wird zu einem Friseursalon umgebaut. Aus deinem Freundeskreis, mit dem du dich regelmäßig getroffen hast, werden einige wahrscheinlich wegziehen, weil sie eigene Ziele verfolgen wollen.
Auch du selbst veränderst dich ständig, nicht nur im Großen, sondern auch im Kleinen. Bevor du jetzt abwehrend die Hände hebst und dich fragst „Wie soll ich mich denn verändert haben?“, frage dich folgendes: Bist du als erwachsener Mensch genau derselbe wie als Kind? Oder vor fünf oder vor 15 Jahren? Wohl kaum. Du wirst garantiert reifer und verantwortungsbewusster sein, vielleicht auch ruhiger, vorsichtiger oder mutiger. Diese Veränderungen greifen in uns, ohne oder kaum, dass wir es bemerken und dennoch geschehen sie. Diese sind alles andere als schlecht, sondern im Gegenteil absolut notwendig für unsere Entwicklung. Der Gedanke, mit 30 auf dem Stand eines 15-jährigen zu sein, ist nicht gerade eine schöne Vorstellung oder?
Veränderung bedeutet Entwicklung
Die meisten von uns verbringen ihr Leben mit der sicheren Gewissheit, dass es immer so weiter gehen wird und sehen keine Notwendigkeit für Veränderungen, betrachten sie gar als unerwünscht. Treten sie aber dann doch auf, fühlen sie sich wie vom Blitz getroffen und sind vollkommen überrumpelt. Die erste Reaktion darauf ist meistens eine Verweigerung, diese zu akzeptieren, gefolgt von einem beherzten Bestreben, alles wieder in den ursprünglichen Zustand zu versetzen.
Fängt die ehemals gehorsame Tochter z.B. plötzlich an zu widersprechen oder zu rebellieren, indem sie sich die Haare blau oder pink färbt oder gar ein Tattoo stechen lässt, sind die Eltern geschockt und versuchen ihr diese „Flausen auszutreiben“ durch das Verhängen von Hausarrest oder anderen Sanktionen. Stirbt das geliebte Haustier, will das Kind diese Tatsache womöglich lange einfach nicht wahrhaben, weil es zu schmerzhaft ist. Oder man wird von heute auf morgen verlassen oder gefeuert.
Das Leben setzt uns ohne Ankündigung Herausforderungen vor die Nase, die uns zwingen zu reflektieren und uns zwangsläufig weiter zu entwickeln, damit wir sie meistern. Das ist anstrengend und beansprucht unsere Kraftreserven. Das ist mitunter der wichtigste Aspekt, weshalb Veränderungen mit Argwohn begegnet wird: Sie reißen uns aus der Komfortzone und meistens dann, wenn wir am wenigsten damit rechnen.
Auf den richtigen Umgang kommt es an
Was genau heißt das also für uns? Sind wir den Launen und Begebenheiten des Lebens hilflos ausgeliefert und können nichts tun als darüber zu klagen? Ganz sicher nicht! Zwar können wir Veränderungen und somit das Leben selbst nicht aufhalten, aber wir können bestimmen, wie wir ihnen begegnen.
Diese Tatsache solltest du auf jeden Fall verinnerlichen: Leben IST Veränderung. Das bedeutet, dass nichts von Dauer ist. Egal, wieviel Geld du anhäufst, wie hart du auf eine Beförderung hinarbeitest, wieviel du lernst, oder auch wie sehr du versuchst, dein soziales Umfeld zusammen zu halten: Es gibt im Leben keine garantierte Sicherheit, sondern lediglich die Illusion. Natürlich ist es absolut vernünftig, Geld beiseite zu legen, zu lernen und im Berufsleben voranzukommen und Freundschaften zu pflegen. Jedoch sollte man dies mit dem Bewusstsein tun, dass das nicht von Dauer ist und man nie absolut sicher sein kann.
Wenn ein oder mehrere Freunde wegziehen und du deshalb wütend oder traurig bist, dann frage dich ehrlich: Weshalb empfinde ich so? Sollte die Antwort lauten, dass du Angst davor hast, die Freundschaft könne zerbrechen, dann solltest du ernsthaft darüber nachdenken, wie du bisher Freundschaft definiert hast und ob es sich dabei wirklich um die richtige Vorstellung handelt. Wenn deine Tochter oder dein Sohn rebelliert, denke daran, als du rebelliert hast und wie verwirrend die Pubertät für dich war. Mit Gelassenheit und Einfühlungsvermögen erreichst du mehr als mit willkürlichen Sanktionen.
Wenn dir von vornherein klar ist, dass das Leben in stetiger Bewegung ist, kannst du gar nicht mehr so sehr überrascht werden und kannst somit zwangsläufig souveräner damit umgehen. Veränderungen und Umwälzungen werden dich trotzdem fordern und an deinen Kräften zehren, aber mit dem Wissen, dass auch diese Phase zu Ende geht, bist du dabei ruhiger, gelassener und selbstbewusster. Zudem wird es dir gelingen, neue Entwicklungen als gute Gelegenheit zum persönlichen Wachstum zu betrachten.
Wenn du dann Jahre später zurückblickst, wirst du erkennen, dass sich diese plötzlichen Ereignisse meistens bereits subtil angebahnt haben und letztlich nur eine solche Entwicklung möglich war. Sollte dir rückblickend der Gedanke kommen, dass du das hättest kommen sehen müssen, dann lass dir gesagt sein: Genau das ist aber der Witz am Leben. Die Herausforderung, mit neuen Situationen umzugehen und eine Erfahrung reicher zu werden. In der betroffenen Situation ist es sehr schwer, vielleicht sogar unmöglich alle Anzeichen zu erfassen, dazu fehlt einfach die Objektivität. Der Blick zurück ist ein anderer als der damalige, weil er nicht das große Ganze erfasst. Man ist einfach zu nah.
Das Leben ist eine Achterbahn, die so oder so fährt. Wir entscheiden aber, ob wir aufsteigen oder sie an uns vorbeiziehen lassen!
Wann also ziehst du weiter?
Sayeda