Bereit für eine neue Partnerschaft
von Sayeda

Die alte Partnerschaft verstehen
Ein äußerst wichtiger Grund, warum man sich Zeit mit einer neuen Beziehung lassen sollte, ist die vorherige Partnerschaft. Zum einen, um sie auf emotionaler Ebene möglichst gut zu verarbeiten, zum andern aber auch, um zu verstehen, weshalb die vorherige Beziehung gescheitert ist. Eine Trennung ist immer ein schmerzhaftes Erlebnis, das Spuren hinterlässt. Egal, ob man dabei verlassen wurde oder verlassen hat. Hinzu kommt, dass man oft auch eine Weile braucht, um voll und ganz das Ende einer Beziehung zu realisieren. Grade in der Anfangszeit ist der Schmerz darüber zu stark, um genauer darüber nachzudenken. Es dauert etwas, bis wir ihn zulassen können. Aufgrund dieses Schmerzes empfinden wir verständlicherweise Trauer, der wir den ihr zustehenden Raum geben müssen. Nur, wenn man angemessen trauert, kann man die vergangene Partnerschaft auch wirklich loslassen.
Oft sind wir dann erst nach dieser Trauerphase überhaupt dazu fähig, darüber nachzudenken, wie die Beziehung scheitern konnte. Da ist dann meistens auch genug Zeit vergangen, um halbwegs objektiv die eigenen Fehler und die des ehemaligen Partners betrachten und beurteilen zu können. Das ist ein sehr wichtiger Prozess, denn über die begangenen Fehler lassen sich sehr gut die eigenen Schwachpunkte und Unzulänglichkeiten feststellen und damit auch, worin wir uns noch weiter entwickeln können oder sollten.
Widmet man beiden Phasen nicht die notwendige Zeit und Aufmerksamkeit ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass man dieselben Fehler wiederholt oder gar an einen Menschen gerät, der nichts anderes tut als die bestehende Verletzlichkeit auszunutzen. Dies sorgt für noch mehr unnötigen Schmerz. Zudem ist es sehr wichtig festzustellen, welche Veränderungen man durchgemacht hat. Kaum eine Beziehung geht spurlos an einem vorüber.
Es ist also wichtig, sich der Schwachpunkte bewusst zu werden, aber auch, die positiven Aspekte nicht außen vor zu lassen und daraus für die nächste Partnerschaft zu lernen.
Wieder alleine zurechtkommen
Der zweite Grund, warum man sich nicht überstürzt auf einen neuen Partner einlassen sollte, sind wir selbst. Nach der Phase der Trauer gefolgt von der Reflektion, müssen wir uns auch uns selbst widmen. Das heißt, sich wieder an das Alleinsein gewöhnen, unabhängig wie lange. Es gilt Pflichten, die einem zuvor vom Partner abgenommen wurden, wieder selbst zu übernehmen und die komplette Verantwortung zu übernehmen. Das bringt eine gewisse Umstellung mit sich, die auch eine gewisse Zeit braucht. Das kann alltägliche Haushaltstätigkeiten betreffen, oder auch finanzielle oder persönliche Aspekte. Macht man das nicht, läuft man möglicherweise Gefahr, sich in der nächsten Partnerschaft abhängig zu machen, was aber auch nicht Sinn der Sache sein kann, wenn man sich eine Beziehung auf Augenhöhe wünscht.
Nimm dir also die Zeit, die du brauchst, um dein Leben wieder vollständig in den Griff zu kriegen und dich an die neue Situation zu gewöhnen. Versteh mich aber bitte nicht falsch, keiner verlangt von dir das Leben eines Einsiedlers zu führen. Verbringe so viel Zeit mit Verwandten und Freunden und falls nötig oder wenn du das einfach möchtest, schaffe dir ein Haustier an. Die Sichtweise von Menschen, die dir eine weitere Perspektive eröffnen kann, ist ebenfalls hilfreich, um weiteres Verständnis für die gescheiterte Partnerschaft zu entwickeln.
All diese Dinge brauchen ihre Zeit, niemand wird dir sagen können wie viel genau, das hängt letztendlich allein von dir ab. Auf diesem Weg gibt es keine Abkürzung.
Die Bereitschaft spürt man früher als erwartet
Wenn es dir dann wieder gelungen ist, voll und ganz auf eigenen Füßen zu stehen und die Vergangenheit entsprechend loszulassen, bahnt sich die nächste mögliche Partnerschaft meistens früher an als erwartet. Du bist dann meistens schon so weit, dass du dein Leben wieder zu schätzen weißt und genießen kannst. Du bist wieder mit dir zufrieden und fühlst dich wohl in deiner Haut. Ohne es zu merken, hast du dann eine entsprechende Ausstrahlung, die einnehmend und anziehend auf andere wirkt.
Begegnet dir dann jemand, wird es dir möglich sein, unvoreingenommen die Situation zu betrachten, ohne dabei an deinen Partner zu denken, oder gar Vergleiche zu ziehen. Du wirst jedoch allein schon aufgrund deiner gemachten Erfahrungen mit schärferem Blick beobachten und daher auf mögliche Unzulänglichkeiten aufmerksam werden. Das wird es dir ermöglichen, entsprechend vorzubeugen und dich, falls nötig, rechtzeitig zu distanzieren.
All dies ist jedoch nicht möglich, ohne vollständig über die vorherige Beziehung hinweg gekommen zu sein. In jeder Partnerschaft entwickelt man sich weiter und erst nach ihrem Ende kommt sie voll und ganz zur Entfaltung. Dies geschieht aber erst nach einer entsprechenden Zeit der Trauer und Reflektion.
Wenn du also gerade dabei bist, über eine Beziehung hinwegzukommen, dann überstürze nichts. Trauere angemessen und denke dann ehrlich darüber nach, woran sie gescheitert ist. Verbringe Zeit mit Menschen, denen du vertraust und widme deine Aufmerksamkeit Hobbys oder Interessen, die durch die vergangene Partnerschaft zu kurz gekommen sind. Finde so Stück für Stück wieder zu dir selbst und werde dir deiner Persönlichkeit wieder vollständig bewusst. Treibe Sport, höre Musik oder falls du kannst, leite deine Trauer in etwas Kreatives um. All das wird dir dabei helfen zu heilen und so wird es dir möglich sein, wieder offen für etwas Neues zu sein.
Es ist auch absolut nicht verkehrt, sich professionelle Hilfe für die Verarbeitung zu suchen. Einige Menschen knabbern ihr Leben lang daran, weil sie nicht loslassen können. Das würde ihnen sicher gelingen, wenn jemand sie durch den Prozess begleiten würde. Nicht selten braucht es Impulse von außen, um bestimmte Aspekte zu verstehen oder überhaupt darüber nachdenken zu können.
Das allerwichtigste bei der ganzen Sache ist: Lass dir Zeit. Das fällt nicht leicht, weil der Schmerz sich zeitlos anfühlt (weiß ich aus eigener Erfahrung), aber wenn du dich darauf einlässt, ist er oft schneller vorbei als gedacht.
Alles Liebe
Sayeda