Auf sein Herz hören
von Sayeda

Wir sind heutzutage zu sehr „verkopft“
Unsere heutige Zeit ist womöglich die bisher schnelllebigste angesichts von Digitalisierung und zunehmender Vernetzung. Technische Entwicklungen schreiten immer rasanter voran. Dadurch ist viel Kopfarbeit gefragt, um mithalten zu können. Dadurch verliert man aber auch schnell den Überblick und die notwendige Fähigkeit zwischen Hirn und Herz unterscheiden zu können.
Wir konzentrieren uns also vor allem darauf, Schule und Studium möglichst gut zu durchlaufen, um dann einen möglichst sicheren Start ins Berufsleben zu schaffen, der uns wiederum eine sichere Existenz ermöglicht. Falls wir dann Kinder bekommen, geht der Kreislauf mit ihnen wieder von vorne los.
Dabei konzentrieren wir uns fast vollständig auf unseren Intellekt und unsere geistigen Fähigkeiten, das Herz kommt dabei viel zu kurz. Die Signale, die es uns durch Symptome oder Ahnungen sendet, um unsere Aufmerksamkeit auf es zu richten, werden entweder nicht beachtet oder schlicht nicht verstanden. Dies geschieht so lange mit zunehmender Dringlichkeit, bis wir endlich feststellen, dass wir total unglücklich sind und vielleicht sogar kurz vor dem Burn-Out stehen.
Suchen wir uns dann (endlich) Hilfe und schildern unsere aktuelle Situation, bekommen wir häufiger den Satz „Höre auf dein Herz, dann kommt schon alles wieder in Ordnung“ zu hören. Diese Antwort ist an sich nicht falsch, aber in der aktuellen Notlage schlicht unangebracht, zumal es sich dabei um nichts Greifbares handelt und wir die wahre Bedeutung dieses Satzes verlernt haben. Wir müssen uns erst wieder darauf besinnen.
Oft ewige Kontrahenten: Hirn und Herz
Was genau bedeutet es also, auf sein Herz zu hören? Viele verstehen oft darunter, das Hirn auszuschalten und auf die subjektiven Gefühle zu hören, die gerade in einem aufkommen. Das ist allerdings irreführend, da es sich dabei wie schon erwähnt um ein subjektives Empfinden handelt. Würden wir nur blind unseren Gefühlen folgen, würden wir sämtlichen Besitz veräußern, unseren Job kündigen und vermutlich sogar unsere Familie im Stich lassen, damit wir in den Wald ziehen können. Es lässt sich also leicht erkennen, dass Gefühle irreführende Auswirkungen haben.
Bevor man aber wieder anfängt, sich aufs Gehirn zu fokussieren, sollte einem folgendes klar sein. So nützlich und wichtig dieses Organ ist, hat es eben auch seine Schwächen. Die erste ist seine permanente Ausrichtung aufs Überleben. Wenn wir uns also dazu entscheiden, etwas in unserem Leben ändern zu wollen, weil es für unsere Gesundheit oder persönliche Entwicklung gut ist, spukt es gerne dazwischen, indem es alle möglichen Szenarien von Gefahr und Scheitern abspielt und so Angst erzeugt. Um dieses Gedankenkarussell still zu legen, begeben wir uns wieder in die Komfortzone. Denn Veränderungen bringen neues, kosten Kraft und können uns im wahrsten Sinne das Leben kosten. So gesehen agiert es durchaus vernünftig, hindert uns aber gleichzeitig daran, uns weiter zu entwickeln, da es ständig Angst erzeugt. Angst vor Neuem, Angst vor dem Scheitern, Angst vor Verlust, Angst davor, den falschen Anzug zu tragen oder falsch geschminkt zu sein. (Das ist kein Scherz, sonst würden Frauen nicht so viel Zeit vor dem Spiegel verbringen) Man muss sich schlicht vor Augen halten: So zentral dieses Organ ist, ist es im Endeffekt nur das: Ein Organ.
Mit auf dein Herz hören, ist eigentlich gemeint: Höre auf deine Intuition
Wir haben also festgestellt, dass übermäßiges Fokussieren auf Hirn oder Herz langfristig nicht zum Ziel führen. Wie oben bereits genannt, geht es darum, sich auf die wahre Bedeutung des Satzes „höre auf dein Herz“ zu besinnen.
Mit Herz ist nämlich nicht der Blut durch unseren Körper pumpende Muskel gemeint, sondern die Intuition. Die Fähigkeit, in die eigene Seele und somit wahren Wünsche und Ziele zu schauen.
Du glaubst, du hast keine Intuition oder wenn doch, dann keine gute? Da irrst du dich gewaltig. Denn die Intuition ist es, die dich ein Selbsthilfebuch kaufen, nach professioneller Hilfe suchen oder diesen Text lesen lässt. Sie steckt in jedem von uns und kann außerdem trainiert werden, wenn man sich ihrer wieder gewahr wird.
Am einfachsten lässt sich Intuition wohl mit Eingebungen der Seele übersetzen. Konkret geht es also darum, wieder mehr zu uns selbst zu finden, unser wahres Selbst wohlgemerkt, nicht unser Ego. Wie gelingt das konkret? Indem man Tätigkeiten ausführt, die einen zur inneren Einkehr bewegen. Das kann Yoga sein, Tai Chi, Autogenes Training, schlichte Entspannung oder auch eine Psychotherapie. Es geht darum, zu erkennen, dass wir nicht nur unser Gehirn sind und deshalb aufhören müssen, uns ständig damit zu identifizieren. Sobald uns das gelingt, können wir uns für die in uns wohnende Intuition öffnen und uns auf sie einlassen.
Jeder von uns ist mit der Fähigkeit, intuitiv das richtige zu erkennen, auf die Welt gekommen. Sie wurde allerdings durch Erziehung und Gewöhnung an Normen und Schubladen verschüttet, wodurch wir die Fähigkeit verlernt haben und sie wieder erwerben müssen. Bevor man einwendet, dass man diese Zeit nicht hat, sollte man sich folgendes bewusst machen: Gerade in unserer heutigen, rasanten Zeit, ist es umso wichtiger, vollständig bei sich zu sein und sich Zeit für Ruhe und Entspannung zu nehmen, um in der Spur zu bleiben. Dein hastiges Eilen durchs Leben hat dich krank gemacht, kann also auf Dauer nicht das richtige für dich sein.
Nur, wenn wir also ganz bei uns sind und Hirn und Herz im Einklang sind, können wir stabil und glücklich durchs Leben gehen. Diese Stabilität erreichen wir nur, wenn wir uns auf uns selbst einlassen und unser Gehör für unsere wahren Ziele und Träume öffnen. Das dazugehörige Werkzeug ist uns dazu mitgegeben worden. Wir müssen uns nur wieder bewusst machen, dass wir ihn haben und jederzeit öffnen können, um uns selbst durch schwierige Zeiten und Hindernisse zu helfen.
Wie genau du das konkret machst, bleibt dabei vollkommen dir überlassen. Der Weg zu seinem wahren selbst ist so individuell wie jeder Mensch. Es ist auch gut möglich, dass du mehrere Wege ausprobierst, bevor du den richtigen beschreiten kannst. Betrachte sie einfach als Schritte auf dem Weg zu dir selbst.
Alles Liebe
Sayeda